Das Wohnzimmer im Schwabencenter

Foto: AWO Augsburg Wenn in drei 20-stöckigen Hochhäusern im Schwabencenter annähernd 1.500 Menschen auf engstem Raum leben, so gleicht diese Wohnlage einer Art Dorf, in dem sich viele kennen und regelmäßig begegnen, gleichzeitig aber ist auch Anonymität und Vereinzelung ein großes Thema.
Mit dem Einzug des AWO Sozialzentrums in eines der Hochhäuser im Jahr 2014 startete die AWO gleichzeitig ein Quartiersentwicklungsprojekt. Nach dem Leitsatz „Probleme lösen und Leben gestalten“ wurde in einem der leerstehenden Ladenräume ein gemeinschaftlicher Treffpunkt geschaffen: das „Wohnzimmer im Schwabencenter“.
Durch die Vernetzung mit dem Agendaforum „Lebensraum Schwabencenter“ sowie mit Menschen aus dem Schwabencenter und dessen Umgebung ist eine Gemeinschaft von freiwillig Engagierten entstanden, die das Wohnzimmer täglich mit Leben füllen. Gemeinsam schaffen sie ein abwechslungsreiches Programm: Das geht vom gemeinsamen Singen, Spielen, Handarbeiten, Kreativ Schreiben oder Malen, über Hilfen bei Handy- und Computerproblemen, Reparaturen vom Elektroflüsterer, nachbarschaftliche Gesprächsrunden der Männergruppe oder dem Philosophiekreis bis hin zu Bildungsangeboten zum Thema nachhaltiger Lebensführung. Zudem gibt es eine fachliche Beratung für Senioren, es findet die Sprechstunde der Suchtberatung statt und es ist die Anlaufstelle des Weißen Rings. Durch die Verbindung mit dem Projekt „Grünes Schwabencenter“ gibt es monatlich verschiedene Veranstaltungen, um ökologisches und nachhaltiges Leben und Denken zu fördern.

Das Wohnzimmer ist damit zu einem zentralen Ort im Herrenbach geworden, in dem das Motto „gemeinsam ist besser als einsam“ gilt. Gegenseitige Solidarität und lebendige Nachbarschaft sind die Grundprinzipien. Täglich kommen viele Menschen zusammen, tauschen sich aus, gestalten gemeinsam Freizeit und unterstützen sich gegenseitig. Ein offenes Bücherregal steht zur Verfügung wie auch eine Tischtennisplatte und natürlich gibt es für jeden, der kommt eine Tasse Tee oder Kaffee. Das aktuelle Programm des „Wohnzimmer im Schwabencenter“ finden Sie hier

Foto: AWO Augsburg

Möglich ist dies alles durch viel Unterstützung von Außen:
Die Eigentümer und das Centermanagement des Schwabencenters stellen kostenlos den Raum zur Verfügung, die AHo-Stiftung finanziert im Wesentlichen die Basisorganisation und die Ausstattung, die Stadt Augsburg fördert die Initiative im Rahmen des Nachhaltigkeitsbüros und des Seniorenamts.

Die Tür des Wohnzimmers steht jedem offen und soll nichts kosten – nur  50 Cent für den Energieausgleich – damit jeden Monat die Stromkosten bezahlt werden können.

Dass der Treffpunkt nun schon seit April 2015 so gut läuft und auch nach Ablauf der Projektzeit der Quartiersentwicklung stabil ist, ist wesentlich bedingt durch eine intensive Vernetzung und Kooperation der Akteure AWO, Lebensraum Schwabencenter, Soziale Fachberatung für Senioren, Internationale Kelleruni Augsburg und vor allem im partizipativen Ansatz in der Zusammenarbeit mit allen Aktiven. Im Oktober 2016 erhielten die Engagierten von der Stadt Augsburg dafür den Zukunftspreis.

Kontakt:
SIC Quartiersentwicklung
Lisa Schuster
Wilhelm-Hauff-Str. 28
86161 Augsburg

Telefon: 0172 /8467228
Mail: l.schuster@sic-augsburg.de
www.gruenes-schwabencenter.de

Bilder: AWO Augsburg

 


Die Sitztanzgruppe im Christian-Dierig-Haus

Für viele Senioren hat das Tanzen eine große Bedeutung. In einer Zeit ohne Social Media, Partnerinstitute und auch noch ohne Fernsehen war es ein wesentlicher Bestandteil von Partnerschaft und Freizeitgestaltung. Tanzen ist ein Ausdruck von Lebensfreude, und dies soll den Senioren auch bei zunehmender Pflegebedürftigkeit und eingeschränkter Mobilität weiterhin ermöglicht werden.

Eine Mitarbeiterin des Christian-Dierig-Haus hat daher eine spezielle Ausbildung für den Sitztanz mit Senioren erworben und im Jahr 2018 zwei Gruppen aufgebaut, die regelmäßig einmal in der Woche von acht bis 14 Bewohnern aufgesucht werden.

In der ersten Gruppe sind viele demenzkranke Bewohner. Sie sind häufig verhaltensauffällig und unruhig. Der Sitztanz bindet ihre Unruhe, die Musik und der Tanz sind ihnen vertraut. Oft singen sie mit oder schließen auch schon einmal ganz genüsslich die Augen, weil sie sich in ihre Jugendjahre zurückversetzt fühlen. Es wird deutlich, wie sehr sie emotional davon profitieren und ausgeglichen werden.

In der zweiten Gruppe sind einige jüngere Bewohner zusammen mit älteren, rüstigen Bewohnern. Für sie steht die Bewegung im Vordergrund. „Für mich ist der Sitztanz wie eine zusätzliche Therapie“, so zwei Teilnehmer. Sie betrachten es als ein gutes Training der Motorik, da sie Bewegungen machen, die sie sonst nicht durchführen. Außerdem schätzen sie es ,,aus dem Alltagstrott heraus zu kommen-" Eine Teilnehmerin freut sich über das regelmäßige wöchentliche Angebot, weil es Kontinuität und Sicherheit gibt. Die Bewegung tut ihr allgemein gut und beugt der Steifigkeit vor, die Musik erfreut Ohren und Herz.

Beide Gruppen sind inzwischen zu einem festen Bestandteil für die Teilnehmer geworden. Es stoßen auch immer wieder neue hinzu. Deshalb soll das Angebot auch 2019 fortgesetzt werden.

Der Aufbau der Gruppe wurde im Jahr 2018 durch die AHo-Stiftung mit 3.300 Euro für die Personalkosten und die Anschaffung von Material gefördert. Für das Jahr 2019 soll noch einmal ein Antrag auf Förderung in Höhe von 3.000 Euro gestellt werden.

Fotos: Eunike Maschmann